dunkelziffer

von

Dass sich die Welt sowohl buchstäblich, als auch chiffriert, codiert, ab- und aufgezählt aufs Erstaunlichste reimt, zeigt sich in Elfriede Czurdas neuem Gedichtband dunkelziffer.
Das Bedürfnis, jedes Phänomen in der unumstößlichen Gewissheit einer Zahlenreihe zu fixieren, ist keineswegs nur eine dominante zeitgenössische Technik, sie zieht sich durch sämtliche Kulturen der Welt. Der Zahl begegnet man auf Schritt und Tritt, sei es in der Zahlensymbolik von Magie und Mystik, in den Proportionen der Harmonielehre oder in den Algorithmen der Computerprogramme und Statistiken. Sie hilft beim Ordnen und Ausdeuten von Welt, reduziert das Komplexe aufs Überschaubare. Die ‚Dunkelziffer‘ bezeichnet hierbei jene im Verborgenen bleibenden Ereignisse, die den offiziell verzeichneten hinzugerechnet werden. Als imaginierte Zahl schließt sie vom Erfassten auf das Nicht-
erfasste.
Dieser ‚unsauberen‘, vieldeutigen Praxis der Zahlen in alle möglichen Zusammenhänge zu folgen, ist der Reiz dieser Gedichte, in denen Zahlen nicht nur abstrakte Zeichen sind, sondern Wörter, Klänge, Fiktionen, Architekturen, Sinnlichkeiten und Sinnstiftungen.