Ebbs Neis vom Passauer Spaziergänger

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Gleich bei der ersten Lesung einer Hand voll Geschichten im Seniorenzentrum bekam er sein Fett weg: “Sie dürfen sich garnicht ,Passauer Spaziergänger‘ nennen, weil Sie ja kein Passauer sind“ – Ausrufezeichen. Die Seniorin mit den tiefschwarzen Augen im traurigen, vom harten Leben gezeichneten Gesicht, hatte Recht: Erst 22 Monate und 19 Tage stand als neues Zuhause des alten Münchners nun Passau in seinem Pass. Wodurch man ja nicht ,Passauer‘ sondern nur Bürger der Stadt wird. Und vielleicht ,Spaziergänger in Passau‘.
Um sein neues Daheim in den Arm nehmen zu können, machte er gleich nach seiner „Einheirat“ kurzentschlossen die Ausbildung zum Stadtführer, besuchte alle Plätze, wo was los ist, sprach mit Studenten, Senioren, Künstlern, Pfarrern und Professoren, Straßenmusikanten und Bettlern. Die Passauer Neue Presse meinte kürzlich: „Jetzt kennt er die Stadt wahrscheinlich besser als so mancher Einheimische“. Der wohlwollende Leser möge entscheiden, ob das stimmt.