Edition maya

Die Geschichte einer Vergiftung

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Mutter + Tante
Die Geschichte einer Vergiftung

Ein Theaterstück von Antje Hampe und Rüdiger Heins

Zwei alleinstehende Frauen, Mutter und Tante, leben mit dem Sohn „Mutters“ in einem gemeinsamen Haus. Mutter und Tante leben in einem ständigen Konflikt, der sich immer um den achtjährigen Jungen „Kind“ dreht. Mutter sieht Kind als ihr Eigentum an, über das sie in jeder Lebenslage bestimmen kann. „Tante“ verliebt sich in Kind und missbraucht ihn für ihre sexuellen Fantasien. Die Nachmittage verbringt er bei ihr im Bett. Seit sein Vater ihn und Mutter verlassen hat, schläft Kind im Ehebett von Mutter: „Die Nachmittage verbrachte ich bei meiner Tante und nachts schlief ich bei meiner Mutter.“ Tante starb, als er zehn Jahre alt war. Im Bett von Mutter blieb er bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr. Er studiert Kunst und wird freischaffender Maler.
Jahre später, er ist dreißig, gibt er in einem Gefängnis lebenslänglich inhaftierten Straftätern Malunterricht. Dort lernt er den Gefangenen Peter Bensdorf kennen, der seine Tante, die ihn sexuell missbraucht hat, später als Erwachsener umgebracht hat. Die Gründe seines Mordes verschweigt er, aus Scham, vor Gericht. Er vertraut sich Kind an und erzählt seine Geschichte des frühkindlichen Missbrauchs, die auch dessen Geschichte ähnlich ist. Kinds Verarbeitung des Missbrauchs zeigt sich in seiner Kunst und Bensdorf hat den Weg des Mörders beschritten. Bis zum Gespräch mit Bensdorf hielt Kind seine Kindheit für „normal“. Doch die Schatten seiner Kindheit holten ihn mit einem Mal ein. Er begibt sich für einige Jahre in Therapie – jedoch ohne Erfolg.
Erst als er seine Partnerin kennenlernt, kommt Bewegung in seinen therapeutischen Prozess. Sie wollte mehr über seine Kindheit wissen, doch er brachte kein Wort heraus. Nur im Ausdruck seiner Malerei kann er sich ihr öffnen und ein später Heilungsprozess setzt ein.

Mutter + Tante ist die Geschichte eines Missbrauchs von Frauen an einem Jungen. Die Autor(inn)en Antje Hampe und Rüdiger Heins machen sich mit der dramatischen Fassung des Geschehenen auf eine Spurensuche in ein Labyrinth des Unfassbaren.

Antje Hampe, Essayistin, Lyrikerin, Herausgeberin und Redakteurin der eXperimenta. Sie arbeitet als Psychotherapeutin (HP). Sie ist außerdem Geschäftsführerin der IGdA (Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren).

Rüdiger Heins ist Autor und Regisseur. Er wandelt zwischen
Dokumentarthemen (Obdachlose, Straßenkinder in Deutschland, Menschenrechtsverletzungen in China) und Belletristik wie Romanen, Gedichtbänden, mit zeitgenössischer Lyrik und Theaterstücken.