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Eine selbstkritische Positionsbestimmung

von

War die DDR antisemitisch?
Herzberg ist Kind jüdischer Emigranten, geboren im britischen Exil. Er kehrte mit den Eltern nach dem Krieg nach Berlin zurück, studierte Kulturwissenschaften, wurde Schriftsteller, schrieb Texte für die Rockband »Pankow« seines Bruders André Herzberg. Erst sehr spät begann er sich mit der Geschichte seiner weitverzeigten jüdischen Familie zu beschäftigen.
Auch in der DDR waren Juden eine Minderheit. Aber wurden sie gezielt unterdrückt und marginalisiert? Das meinte so mancher nach dem Ende der DDR; sie sei antisemitisch gewesen. Herzberg hat untersucht, ob das zutrifft, interviewte viele Vertreter der Minderheit. Fragte nach Verfolgung, Unterdrückung, Antisemitismus. Und erfuhr das Gegenteil: Juden wirkten beim Aufbau des neuen Staates aktiv mit, deshalb trat das Jüdischsein meist hinter das gesellschaftliche Engagement zurück. Das war ein individueller, kein staatlich gewünschter oder gar forcierter Vorgang.
Herzberg wertet den Antisemitismusvorwurf an die DDR als Versuch, die »Lebensleistungen jüdischer Familien, die nach 1945 in Ostdeutschland lebten, skandalös abzuwerten und zu verdrängen«. Die historische Wahrheit gebiete es, das jüdisch-deutsche Erbe im Osten vorurteilsfrei zur Kenntnis zu nehmen und in die gesamtdeutsche Geschichte zu integrieren, es zu pflegen und dadurch lebendig zu erhalten.