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Erstes Buch der Tetralogie

von

DER CHOR

‚Wir können nicht gewinnen‘, sagt der Blinde. ‚Das ist mir eben klargeworden. Es war wie eine Erleuchtung.‘
Entnervt stöhnt die Runde auf. Der Blinde hat am Vortag als einziger einen Treffer gelandet.
‚Verschon uns bloß mit deinem Philosophenscheiß‘, sagt der Verrückte.
‚Weil wir immer weitermachen‘, sagt der Blinde. ‚Wir verlieren, weil wir immer weitermachen. Ich habe es erkannt. Es war wie eine Erleuchtung.‘
‚Halt die Schnauze!‘, sagt der Verrückte.
DIE PFERDE GEHEN IN DIE BOXEN, sagt die Stimme Gottes.
‚Mein Geld geht auf die Sieben‘, sagt der Käptn. ‚Die Sieben macht das Rennen. Der Gaul ist letztes Mal gegen bessere Ware gelaufen und war nicht weit geschlagen. Die Sieben ist das Pferd.‘
‚Man muss aufhören, wenn man vorne liegt‘, sagt der Blinde. ‚Denkt an James Dean. Oder an Jesus Christus. Oder an die Monroe.‘
‚Die Sieben ist chancenlos‘, sagt der Verrückte. ‚Ganz falsche Distanz. Die Drei ist das Pferd. Mein Geld liegt auf der Drei. Die kann die Strecke gehen.‘
‚Ist sowieso alles Zufall‘, sagt der Professor.
‚Quatsch‘, sagt der Käptn.
‚Was wäre denn aus Jesus geworden, wenn der nicht rechtzeitig Schluss gemacht hätte?‘, sagt der Blinde. ‚Keine Sau würde den heute noch kennen.‘
‚Jesus?‘, fragt der Verrückte. ‚In welchem Rennen ist denn der gelaufen?‘
DAS RENNEN IST GESTARTET! sagt die Stimme Gottes.