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Gedichte

von ,

was wenn das gedicht das geschrieben sein will verborgen ist hinter deiner zuständigkeit für alles und das atmen anderer. was wenn das fallsüchtige ding verlässlich in die feinen falten zwischen alten und neuen fristen rutscht in die verwerfungen und andreasgräben zwischen vorsorgeterminen und dringlichkeiten. was wenn das schwindsüchtige etwas es nicht schafft durch die endlosen einöden zwischen den kurzen triumphen. was wenn es eingemauert ist hinter den wänden der finanzämter kindergärten und supermärkte und alles was du als werkzeug besitzt ist ein irrtum und ein bonbonfarbe­ner plastiklöffel aus dem sommerurlaub im vergangenen jahr.
was wenn es von grimmig untergehakten zahnärzten vorgesetzten und festtagsgästen eingekesselt ist und alles was du als waffe besitzt ist ein zweifel. und was wenn das gedicht in den regalen die du trotz täglicher bemühung nie leerzukaufen im stande bist immer weiter hinter die weit frischeren dinge rutscht. was wenn das gedicht das gedicht sein will sich unerreichbar hinten im schrank noch hinter den badesachen und dem baumschmuck versteckt. was wenn es als einzi­ges unsichtbar bleibt wenn das letzte abendlicht all die asche den staub und die wasserränder aufdeckt. was wenn es im schwimm­beckengroßen schwarz des schattens des lasters in der gasse ver­schwindet. was wenn du es findest und es über den winter dem augenblick viel zu eng geworden oder absolut nicht mehr tragbar ist. was wenn es vergoren und aufgebläht ist und nun nicht mehr durch die fenster und türen des hauses passt. was wenn das gedicht das von dir geschrieben sein will immer zurücktritt hinter einen neuen anlass sich sorgen zu machen oder einen anspruch mit dir gemeinsam auch mal gedicht gedicht sein zu lassen. was wenn es sich rundheraus wei­gert geschrieben zu sein und sein gedichtsein wie seine notwendig­keit leugnet