Edition Solitude

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‚Schreib gewissenhaft. Das hier ist für das Programmheft. Jedes Wort – wäge ab. Diese Worte werden einmal den Leuten für Geld verkauft werden. Denk‘ daran, ja? Kikudaj Kakidu wurde geboren neunzehnhundert. Nein. Noch einmal.

Kuckuckchen Kuckuck wurde geboren. gebären. gebor. gebär. Der Kuckuck kaufte dem Kuckuckchen ein Kapützchen. Das Kuckuckchen zog das Kapützchen an. Wie lächerlich sieht er mit dem Kapützchen aus. Lä-cher-lich! Kakadu Kukuda wurde 1957 geboren.‘

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Der einzige bislang vorliegende Prosaband Koljadas zeigt den Autor als gleichermaßen rastlosen wie lustvollen Regisseur wechselnder Perspektiven und Stimmen, immer neuer Rollen und Szenereien, in deren Mittelpunkt stets der ‚bed. russ. Schrift. Koljada N. W‘ steht. Spielerisch, wütend, melancholisch und witzig, verfremdet und autobiographisch spricht hier einer über sich, probiert Rollen wie Kleider an, versucht die Welt so zu sehen, als sei sie: immer neu. Und als sei sie immer wieder: ein Spiel.

Nikolaj Koljada schreibt für das Theater. Hier versammelt er die ganze Welt um sich, Straßen, Fenster, Häuser, die Jahreszeiten, viele Menschen, geliebte, nahe geschätzte Menschen, Katzen, einen großen See mit einem Häuschen am Rande, von dem aus von fernen Ländern geträumt werden kann; und wartet auf die richtige Gelegenheit, auf den rechten Moment – ‚die Gegenwart ist immer schweigsam-ruhig‘ -, bis sich die Bilder und die Menschen von selbst aufmachen ‚durch die Straßen MEINER AUSGEDACHTEN WELT, MEINER WELT, der Welt.‘