edition suhrkamp

Njetotschka Iljaschenko erzählt ihre russische Kindheit

von

»Eine ausgemergelte, schwarz gekleidete Frau schlapft, laut vor sich hinredend, mit sechs vollgepackten blauen und einem weißen Plastiksack vorbei, feiner der beiden neben der Kirche stehenden Carabinieri hebt sein Bein auf eine Steinsture und schnürt sein rechtes Schuhband zusammen. Vor der geschlossenen Kirche sitzend, fallt mir ein, daß Njetotschka Wassiljewna lljaschenko in ihrem ukrainischen Heimatort Dóbenka wenige Stunden, bevor die Kolchosführer gewalttätig die Kirche schlössen und die Ikonen zerstörten, das Heilige Sakrament der Taufe empfangen hatte. Bevor sie, Jahre nach ihrer Verschleppung in einem Viecherwaggon aus der Ukraine nach Kärnten, den Jungbauern, auf dessen Hof sie als Magd gearbeitet hatte, heiratete, sagte der Dorfpfarrer, daß der Bauer sie nur ehelichen könne, wenn sie bereits in Rußland getauft worden sei. Und Njetotschka Iljaschenko erzählte dem Dorfpfarrer ihre Geschichte.«