Ein fliehendes Kinn

Texte aus Jahrzehnten

von

Ein Panoptikum von Zivilisationsschäden, tragischen Mißverständnissen und Unglücksfällen präsentiert Vera Henkel in ihren neuen Geschichten. Bei so viel Sarkasmus und verblüffender Ironie müssen wir uns die Autorin als glücklichen Menschen vorstellen, die sich Dinge von der Seele schreibt, die andere höchstens in ihren Träumen erleben – wenn überhaupt!

HaHa
Einmal schrieb ich einen Scheißtext und bastelte an ihm herum und bastelte an ihm herum, und er wollte nicht besser, nicht besser werden. Haha, lachten die Wörter. Wir sind eben falsch gesetzt. Die Enttäuschung muß nach vorne, die Liebe nach hinten, eventuell muß sie auch ganz vor die Tür. Das Versagen sollte groß geschrieben werden! Und der Tonfall, unsere Güte! immer derselbe, dem geben wir einen Tritt.
Ich stand vom Schreibtisch auf, bereitete mir eine Trostmilch mit Honig und ging ins Bett. Am nächsten Morgen las ich alles noch einmal durch – und ICH sah, daß es gut war.