Ein Morgen Land

von

Superzeitlupe – Metamorphose – Wahrnehmen – Stigmata

Anno 1995: Ein ehemaliges Pfarrhaus unter Denkmalschutz, jämmerlich daliegend – ein Grundstück groß und kalt ohne Plan mit nur einem alten Birnbaum als Mittelpunkt des Gartens. Planen, ausführen, umdenken und neu planen. Die vier Jahreszeiten wahrnehmen und begreifen lernen was in der jeweiligen Jahreszeit das richtige ist. Die Langsamkeit akzeptieren – ein Garten braucht Zeit. Die Pflanzen, sowie die Menschen müssen sich verkrallen in dem Stück Erde. In 20 Kapiteln werden 20 Jahre nachhaltiges Wirken erzählt.

Im Winter geschieht nichts – warten und planen. Das Spiel plätschert so dahin, sagen dann die Radioreporter und erzählen eine Randgeschichte. Doch im Frühling da gibt es Momente, die man im Zeitraffer im schnellen Vorlauf sehen und beschreiben muss. Momente wie ein leise rieselnder Bach aber auch Tage, für die Normalgeschwindigkeit und Echtzeitprosa die angemessene Form sind. Minuten wie Meeresbrandung. Die passende Formulierung: Das Spiel wogt hin und her.

„Wenn du etwas tust, dann mach es richtig – oder lass es bleiben.“

Und dann gibt es Monate, Tage, Minuten und Momente, die die Zeitlupe, die Superzeitlupe gar, und die wortreiche Nacherzählung erfordern, und selbst das reicht manchmal nicht. Tage wie ein Tsunami. Mit Momenten wo die Natur explodiert, und wie das genau passierte, all das Woher und Wohin, das ahnt man nur in der mehrfachen Wiederholung, der Kombination der verschiedensten Blickwinkel, der größtmöglichen Verlangsamung.
All das also, was ein Gärtner im Moment des Geschehens, der größtmöglichen Turbulenz, auch nicht verstehen, nur tun kann.

Ein Buch vom Tun, vom Verstehen und vom Wahrnehmen auf einem Stück Land ohne Internet und ohne Handyempfang – zurück zur Ursprünglichkeit.
Ein Buch, das von der Metamorphose eines Stückes Land mit Haus erzählt. Viele gute Begegnungen hat es gegeben jetzt fest gehalten in Kurzgeschichten, Gedichten und in philosophischen Betrachtungen.

Auf dem Dachboden wurde das Ölportrait des Pfarrer Jox gefunden und restauriert. Unweit der Fundstelle befand sich ein alter Schrank gefüllt mit alten Dokumenten, aus der Pfarrkirche. In einer der Schubladen wurde ein Manuskript aus dem Jahr 1876 gefunden.

Anno 2015: Das vergilbte Manuskript, dass Pfarrer Jox, der von 1867 bis 1876 hier wohnte, um in der Pfarrgemeinde seinen Dienst zu verrichten, geschrieben hat; und von meinem Sohn Benedikt übersetzt und in dieses Buch eingebunden wurde, begleitet uns in zehn Kapiteln. Es beschreibt die Geschichte der stigmatisierten Jungfrau Louise Lateau, die in dieser Zeit Seelig gesprochen wurde. Stigmata – ein Wort, das unsere Kinder kaum gehört haben dürften, eine unglaubliche Geschichte, 139 Jahre in einer Schublade auf dem Dachboden verschollen, und in zehn Kapiteln der Nachwelt erhalten.