Ein Piratenstück

Der 1. Leipziger Herbstsalon 1984, seine Vorgeschichte und seine Protagonisten

von

1913 organisierte Herwarth Walden den „Ersten Deutschen Herbstsalon“. 71 Jahre später gab es den „1. Leipziger Herbstsalon“ als Reaktion einer Künstlergruppe auf eingeschränkte Ausstellungsmöglichkeiten in der DDR. Um die zehntausend Besucher kamen im November 1984 in das Messehaus am Leipziger Markt, um die halblegale Ausstellung neuer, unangepasster Kunst zu sehen. Selbstbewusst wollten sechs Künstler damit verkrustete Strukturen aufbrechen und zeigen, dass auch andere künstlerische Formensprachen in der DDR existierten als die parteipolitisch geförderte und propagierte. Mit dem „1. Leipziger Herbstsalon“ gelang ihnen ein „Piratenstück“, eine Täuschung der Bürokratie. Partei- und Verbandsfunktionäre versuchten vergeblich, die Ausstellung zu verhindern. Ein Jahr später wurde sie als „konterrevolutionär“ abgestempelt. Doris Liebermann hat die Geschichte des ungewöhnlichen Kunstprojektes aufgeschrieben. Grundlage waren u.a. Gespräche mit den Protagonisten Günther Huniat, Hans-Hendrik Grimmling, Lutz Dammbeck, Frieder Heinze, Olaf Wegewitz und Günter Firit sowie Archivmaterial.