Eine Frage der Moral

Margarete Reinhardt, eine Rotlichtkarriere

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Margarete Reinhardt wird als fünftes Kind in eine kleinbürgerliche fränkische Familie geboren. Die Mutter stirbt bei der Geburt, es folgt eine Kindheit, die nicht auf Rosen gebettet ist. Der Spruch „Ich will“, der in ihrem Schulzimmer hing, soll ihr Wahlspruch geworden sein. Weder besonders hübsch noch auffallend begabt, sucht sich das willensstarke Mädchen einen Weg heraus aus der Enge.
Die Zwanziger Jahre bieten den Nährboden für ein anderes Leben. Margarete begibt sich in jenes Milieu, das sie ein Leben lang prägen wird: Das Rotlichtmilieu in Stuttgart und Karlsruhe. Doch dann stehen die wilden Räder der Zwanziger Jahre still, die Nazis kommen und mit ihnen neue Gefahren, aber auch neue Verdienstmöglichkeiten. Alles wäre glatt gelaufen für Margarete Hesselbach, wäre da nicht die Liebe zu dem charismatischen Sinto-Geiger Gabriel Reinhardt gewesen. Sie heiraten und lassen sich wieder scheiden, mitten im Dritten Reich. Gabriels Leben verläuft schicksalhaft. Und Margarete? Sie arrangiert sich mit den Machthabern, so wie sie es auch nach dem Krieg tun wird.
Vom Rotlicht zum Rampenlicht führt ihre spannende Karriere durch
die Wirren der Nachkriegszeit und die Prüderie der 50er und 60er Jahre. Wer war diese Frau, die in ihren Bars die Grenzen der Moral regelmäßig einriss, die mit Adenauer korrespondierte, Filme mit namhaften Größen wie Toni Sailer produzierte und immer wieder im Gefängnis landete? Sorgfältig hat diese Frau mit den vielen Gesichtern ihre Spuren verwischt.
Die Autoren Eva Klingler und Wolfgang Wegner enträtseln in diesem Buch vieles aus diesem farbenfrohen Leben, doch es bleiben noch immer ungelöste Geheimnisse.