Eine Überfülle an Gegenwart

Soma Morgenstern. Biographie

von

Soma Morgenstern wird am 3. Mai 1890 unter „unvergesslichen
Figuren im grünen Winkel“ – dem damaligen österreichischen Kronland Galizien – geboren.
Die Wirklichkeit in der multikulturellen Donaumonarchie wird ihm zeitlebens Heimat bleiben. Hebräisch und Jiddisch lernt er zu Hause, Polnisch und Ruthenisch von seinen Nachbarn. Über die Liebe zur Literatur erwacht sein Interesse an der deutschen Sprache, in
der er auch alle seine Werke verfasst.
Nach den Wirren des Ersten Weltkriegs zieht er erst nach Berlin, um dann als Kulturkorrespondent der renommierten „Frankfurter Zeitung“ nach Wien zu kommen. Am Tag des Anschlusses flüchte er nach Paris, wo er ein fixer Bestandteil von Joseph Roths
„Entourage“ wird. 1941 gelingt ihm nach einer Odyssee in Europa die Flucht nach Amerika.
Seine Mutter, eine seiner Schwestern, der Bruder und ein Neffe aber sterben in deutschen Konzentrationslagern. Morgenstern lebt und arbeitet bis zu seinem Tod im Jahr 1976 von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet in New York. Sein stark autobiographischen Gesamtwerk leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur österreichisch-jüdischen Kulturgeschichte.

„Kaum eine Wiederentdeckung auf dem Gebiet der Literaturgeschichte in den letzten Jahren war so wichtig und aufschlussreich wie die Soma Morgensterns. Raphaela
Kitzmantel gibt nun erstmals einem Autor Profil, der seinen Platz in der unmittelbaren Gefolgschaft von Joseph Roth wird beanspruchen dürfen und weist ihm auch von Seiten der Literaturwissenschaft den Rang zu, der ihm gebührt. Berührend der Anhang mit vier
Interviews, der eine authentische Rekonstruktion der Familiengeschichte und des Freundeskreises erst ermöglicht.“ (Wendelin Schmidt-Dengler, Professor für Germanistik an
der Universität Wien, Leiter des Österreichischen Literaturarchives)