Eintausend Aphorismen

von

Vorbemerkung

Ich hatte eigentlich gar nicht vor, Aphorismen zu schreiben, und nun sind es sogar eintausend geworden. Alles begann mit einigen nur unvermittelten Begriffen und Gedanken, aber bald schon erfasste mich ein sich fortsetzender Impetus zur weiteren Durchdringung, zur Klärung und zu Deutung und Wort-Bedeutung, was schließlich eine (kritische) Inspektion der Dinge selbst nach sich zog. Als sich dies unerwartet bündig zu Sinn-Sätzen formte, sollten es bald sieben am Tag sein – so wurde es dann meine Vorgabe –, und dem entsprach ich ohne Ausnahme oder Unterbrechung fünf Monate. Ein Anspruch: Die tägliche tabula rasa, ein immer neues weißes Blatt, ein ständiges Sinnen, Finden und Bestimmen im Wettstreit mit allen Uhren und Erfordernissen der Wochen.
‚Die Inspiration ist die Aspiration des Künstlers.‘ Dies fällt mir hier nun passend ein, und umso besser also, wenn sich alles fügt und erfüllt wie man erhofft.
Die hier vorliegenden Sätze sind ihrem Wesen nach nun durchweg knapp gehaltene Begriffsbestimmungen (die ‚Bestimmung‘ indes verweist bereits auf einen Imperativ) nach meinem Wort: ‚Der Aphorismus meint die Anmaßung zur Definition‘. So soll es sich um eine denkbar kondensierte Lesbarmachung und Vermittlung eigener Kenntnis und Bekenntnis handeln, und ginge hiervon etwas auf den Leser über, dann fänden die Worte gar einen Sinn, der schließlich auch außerhalb mir selber liegen mag, dann stellen sie einen fortgesetzten Überfluss dar, und dies im weit besseren Sinne, als dies Wort zumeist gebraucht wird.

Michael Schaffer