Eiszeit

von

Foelske konfrontiert den Leser mit dem reinen Grauen, dem abscheulich Außergewöhnlichen, wie es nach Hugo von Hofmannsthal kein deutscher Autor mehr darzustellen gewagt hat. Liebe und Tod gehen eine schlimme Verbindung ein: der Tod nicht als Folge, sondern als Bedingung der Liebe. „Eiszeit“ beschwört die Schattenseite der Zivilisation – die Geschichte des verzweifelten Mörders Rosko berührt meisterhaft elementare Bedingungen der menschlichen Existenz.

Das Leben Immanuel Roskos steht unter dem Einfluss eines schlimmen Geheimnisses: Nur durch das Ausleben immer brutalerer Gewaltphantasien kann er seine psychologische Impotenz überwinden, doch seine moralischen Werte verbieten es ihm, diesen Weg zu gehen. Als vermögender Müßiggänger versucht er, sich durch die Überflutung mit Kunsterlebnissen aller Art zu betäuben, doch mit zunehmendem Alter wird der Druck immer gewaltiger. Dann begegnet er dem skrupellosen Hermann Peitz, und sein Schutzpanzer zerbricht. Die Verwirklichung seiner Wünsche führt ihn in den Wahnsinn.

Foelske stellt sein langjähriges Kernthema, die Verbindung von Impotenz und Gewalt, in das Zentrum seines neuen Romans, und gibt dem Leser damit schwer verdauliche Kost. Andererseits lässt er die Geschichte seines dunklen Helden Rosko von dessen Freund Maximilian Flaut berichten, ein Kunstgriff, den er Thomas Manns „Dr. Faustus“ entliehen hat, und schafft so eine Vermittlungsinstanz, die den Leser behutsam in die Abgründe der Handlung hineinführt. „Eiszeit“ ist so schaurig wie großartig, ohne Zweifel das Meisterwerk des Autors.