Emil Molt

1876 – 1936
Tun, was gefordert ist

von

Er war Direktor der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik in Stuttgart und wollte für die Kinder seiner Arbeiter eine eigene Schule gründen. Mit dieser Absicht wandte er sich an Rudolf Steiner, der in der Folge die pädagogischen Grundlagen schuf. Emil Molt aber war und blieb die treibende Kraft dieser ersten Waldorfschule, der Unternehmer, der in diesem Kontext sein Vermögen verlor, ihr aber durch alle Höhen und Tiefen die Treue hielt; und vor allem den aufkommenden nationalsozialistischen Tendenzen zur Übernahme die Stirn bot.Emil Molt gehörte der erstaunlich großen Gruppe von Unternehmern an, die sich in den ersten beiden Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts mit der Anthroposophie Rudolf Steiners verbunden haben. Ihnen ging es über das Erkenntnisstreben hinaus um die tätige Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie erkannten in den Auswirkungen von Nationalismus, kapitalistischem Imperialismus, Bolschewismus die Gefahren einer für die Kultur bedrohlichen Entwicklung. Nach dem Ersten Weltkrieg setzten sie sich für die von Steiner entwickelten Ideen zu einer Neuordnung durch eine „Dreigliederung des sozialen Organismus“ ein. Emil Molt, war in diesem Kreis die aktivste und wirkungsvollste Persönlichkeit. Er ist der Vater einer inzwischen weltweiten Schulbewegung. Andere Initiativen im Bereich eines kooperativen Wirtschaftens scheiterten. Die tragischen Konsequenzen für sein persönliches Schicksal und für die allgemeine Entwicklung bis in die globalen Krisen der Gegenwart sind Anlass, die historischen Zusammenhänge jener Zeit neu zu befragen.Der Autor legt unter Heranziehung auch bisher unbekannter Quellen die erste Biographie einer Persönlichkeit vor, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus ureigener Tatkraft einen weitreichenden kulturellen Impuls verwirklicht hat, der nicht nur für die Gegenwart seine außerordentliche Bedeutung unter Beweis gestellt hat, sondern vor allem auch für kommende Generationen Maßstäbe setzen kann.