Energiewende modellieren: Realität und Akzeptanz

Kurzfassung der Studie: „VerNetzen: Sozial-ökologische, technische und ökonomische Modellierung von Entwicklungspfaden der Energiewende“

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Mit Energieszenarien werden die Rahmenbedingungen der Energieversorgung beschrieben. Ihr zentraler Gegenstand ist das Energiesystem, dessen Komplexität mit Modellen möglichst gut er-fasst werden soll. Energiesystemmodelle sind deshalb ein wichtiges Instrument im politischen Dis-kurs der Energiewende. AkteurInnen fordern immer wieder einen einzigen gültigen Umsetzungs-plan als Grundlage für die Transformation. Einen solchen statischen Masterplan können Modelle aber nicht liefern. Das hat viele Gründe, vor allem aber liegt es an den bereits dynamischen und komplexen Eingangsdaten, aufgrund derer es unendlich viele Lösungsmöglichkeiten zur Gestaltung unserer zukünftigen Energielandschaft gibt. Ein Dialog mit allen Akteuren der Energiewende ist daher unumgänglich. Diskutiert werden sollten die Annahmen der Modellrechnungen, die gene-rierten Lösungen sowie der bestehende Kontext. Ein Anspruch der Energiesystemmodellierung besteht darin die Berechnungsmethoden stetig weiterzuentwickeln. Daneben zeigt sich der Mehrwert eines Modells aber vor allem darin, Komplexitäten auf das Wesentliche zu reduzieren. Grundsätzlich sollten Arbeiten mit Szenarien, Modellen und Simulationen wissenschaftlich valide, transparent und ergebnisoffen sein.
Gegenwärtige Modelle zur Simulation des zukünftigen Energiesystems beruhen überwiegend auf technischen und ökonomischen Kriterien. Aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch, dass soziale und ökologische Faktoren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dies wird insbesondere durch den Stellenwert der gesellschaftlichen Akzeptanz beim Ausbau der Windenergie und dem Stromüber-tragungsnetz deutlich. Daher sind diese Themenfelder Hauptgegenstand des Forschungsprojektes VerNetzen, anhand derer ein Ansatz zur Integration sozial-ökologischer Faktoren in die Modellie-rung erarbeitet wird. Im Anschluss daran werden mit dem entwickelten Verfahren die Effekte auf die Verteilung der Windenergieleistung und den Netzausbau untersucht und erste Schlussfolge-rungen abgeleitet. Neben den quantitativen Ergebnissen der Modellrechnungen, ist ihre Ver-wendbarkeit bei gesellschaftlichen Dialogen in Zukunft ein weiteres Qualitätsmerkmal. In der Ener-giesystemmodellierung sind zukünftig interaktive Modelle denkbar, die AkteurInnen befähigen eigene Lösungsentwürfe miteinander zu diskutieren. Mittelfristig werden sie somit ein Instrument für eine partizipative Zielgestaltung der Energiewende. Die Ergebnisse im Forschungsprojekt bilden hierfür eine Grundlage. Ziel des Projekts ist die methodische Integration sozial-ökologischer Fakto-ren gesellschaftlicher Akzeptanz, beim Windenergie- und Netzausbau, in ein Strommarktmodell sowie die Entwicklung von Ausbauszenarien bis 2050. Die Basis hierfür sind qualitative Untersu-chungen heutiger lokaler Akzeptanzprobleme und quantitative ökonomische und technische Da-ten. Konkret werden im Projekt zwei Forschungsfragen beantwortet:
• Wie kann gesellschaftliche Akzeptanz beim Ausbau der Windenergie und beim Netzaus-bau in die Modellierung integriert werden?
• Welche Effekte ergeben sich auf die Verteilung der Windenergieleistung und die verfüg-baren Netzkapazitäten?
Die Bearbeitung ist gegliedert in drei inhaltliche Teile:
1. Die Erhebung von Einflussfaktoren gesellschaftlicher Akzeptanz von Windenergie und beim Netzausbau sowie die Analyse politisch-rechtlicher Rahmenbedingungen.
2. Die Integration von den Schlüsselfaktoren gesellschaftlicher Akzeptanz in das Strom-marktmodell.
3. Definition von Zukunftsszenarien und Simulation des Energiesystems.