Eric Hattan Works. Werke Œuvres 1979–2015

von , , , , , , , , ,

TERRAIN VAGUE
(Auszug aus dem Essay von Philip Ursprung)

Wenn ich ein Symbol für Hattans Werk aussuchen sollte, würde ich das Motiv der gegen die Raumdecke gestemmten Matratze wählen. Ich finde es bezeichnend, weil es mehrere künstlerische Fragen vereint, die Hattan stellt. Was normalerweise auf dem Fußboden oder auf einem Bett liegt, wird jetzt durch Stangen an einer Stelle fixiert, an die Decke geklemmt. Ahmt es Architektur nach? Oder ist es ein Spiel mit der Wahrnehmung, denn nach einigem Hinsehen beginnt man sich zu fragen, ob man eigentlich von unten nach oben blickt oder von oben nach unten? Wird die Matratze nicht mehr gebraucht? Oder hilft sie, die Raumdecke zu tragen – wie ein Kapitell auf einer dorischen Säule oder wie Atlas, dem das Gewicht der Welt auf den Schultern lastet? Empfindet man durch den anthropomorphen Aspekt die Anstrengung nach, die es kostet, die Matratze hoch über unseren Köpfen zu halten, weil man sich selbst vielleicht durch die Notwendigkeit eingezwängt fühlt, zu funktionieren und Dinge zusammenzuhalten, obwohl man eigentlich müde ist und sich ausruhen möchte? … Hattan zeigt die Ambivalenz der Kunst auf, den Alltag sowohl zu hinterfragen als auch zu vereinfachen. Sein Skeptizismus gegenüber Abstraktionen, Verallgemeinerungen und Festlegungen zieht sich durch sein gesamtes Werk und seine Texte. Er zeigt sich nicht nur in der Spannung zwischen menschlichem Körper und Außenwelt, sondern auch in der Spannung zwischen der individuellen Vorstellungskraft und dem vereinheitlichenden System der Sprache.