Erich Smodics Werke 1962-2017

Die Zone des Körpers

Das Werk von Erich Smodics wird von einem nahezu wissenschaftlichen Interesse an der menschlichen Figur, am Körper bestimmt, seit er überhaupt künstlerisch tätig ist. Standen früher neben dem Menschen aber noch andere Untersuchungsfelder wie etwa die Landschaft gleichwertig auf dem Programm, so hat sich der Körper in all seinen Erscheinungsformen in den letzten Jahren sukzessive zur absoluten und einzigen Experimentierplattform des Künstlers entwickelt. Die Figur wurde zur Universalparabel, an der sich nicht nur die künstlerischen Methoden und Strategien des Künstlers brechen, sondern auch seinsbezogene Grundhaltungen und generelle Betrachtungsweisen. Die Figur wurde für Smodics letztlich zur alles bestimmenden Obsession. Mögen am Beginn noch künstlerische Versuche massgebend gewesen sein, die stark auf grundsätzlich formale, materialbezogene und farbspezifische Auslotungskriterien hinzielten, so schoben sich im Laufe der Zeit die Abstraktion und die topografische Aufteilung des Körpers in geometrische Felder und Linien in den Vordergrund. Sodann ging der Figurationsexperte daran, den inneren Konstruktionszusammenhängen des Körpers künstlerisch nachzuspüren und die „Maschine“ Mensch als Bewegungsapparatur zu entschlüsseln. In den neuesten Arbeiten von Smodics nun entpuppt sich der menschliche Körper als architektonisches Gebilde im Raum. Als paradigmatisch sind hier seine „Körperwürfelbilder“ anzusehen. Der Künstler vereint mehrere Ansichten einer ganz bestimmten Pose eines Modells zu einem einzigen Bild. Einem Bild, das er einer quadratischen Aufteilung unterzieht, „schreibt“ er die entsprechende Figur im Grundriss, im Aufriss und mehreren Seitenrissen ein. Würde man die einzelnen Quadrate ausschneiden und zu einem Würfel zusammenfügen, erschiene dieser menschliche Körper als dreidimensionaler Körper im Raum. Die Aktansichten von Erich Smodics mutieren hier zu hochkomplexen, architektonischen Konstruktionsbildern, der Körper in seiner analytischen Betrachtung wird zum architektonischen Artefakt.

Karlheinz Pichler