Es gibt keinen Gott, und das bin ich!

Anthroposophie im Nadelöhr

von

Christian Grauers Plädoyer für eine spirituelle Aufklärung beginnt mit einem scheinbar harmlosen Rückblick auf eine anthroposophisch behütete Kindheit und nähert sich allmählich über mehrere Etappen kritischer Hinterfragung einem Nullpunkt, der sich auf überraschende Weise als Nadelöhr erweist. Seine Begegnung mit dem Modell des Konstruktivismus, der gegenwärtig aus den kulturellen Diskursen nicht mehr wegzudenken ist, wird Grauer zum Anstoß, die Anthroposophie aus dem Geist von Rudolf Steiners Frühwerk neu zu entwickeln. Der Text erklimmt im Zuge der immer sehr persönlich gehaltenen Schilderungen der gedanklichen Verarbeitung und Durchdringung eine Höhenregion, in der sich manches Trübe, Beschauliche und Eingespielte anthroposophischer Esoterik in absoluter Klarheit und Übersichtlichkeit als individuelle Produktion von Sinn erweist. Eine anregende Lektüre, die provoziert, aufrüttelt und streckenweise auch erheitert.