Essener Forschungen zum Frauenstift

Totengedenken am Frauenstift Essen im Mittelalter

Für das mittelalterliche Leben war das Totengedenken, die »Memoria«, von überragender Bedeutung, weit über die Religiosität und spirituelle Deutungen hinaus. Ein großer Teil des erhaltenen kulturellen Erbes des Frauenstifts Essen geht auf die »Memoria« des Mittelalters zurück. In der Liturgie betete die Gemeinschaft für das Wohlergehen der Lebenden und das Seelenheil der Verstorbenen. Dabei verlangte Memoria im Kampf gegen das Vergessen nach Manifestation und Repräsentanten, vor allem in Riten und Ritualen, in Kunstwerken und Architektur, in Stiftungen sowie in der Schriftlichkeit, bewahrt in Archiv und Bibliothek. All dem spüren die Beiträge dieses Buches nach, um die Bedeutung der Memoria für das religiöse Leben und die soziale Praxis des Mittelalters vorzustellen. Das Buch fragt aber auch danach, was dieses vom Frauenstift Essen hinterlasssene kulturelle Erbe, oft vergessen oder bisher auch nicht verstanden, für die Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft bedeutet, wie Memoria als wesentliche Kultur der Vormoderne vom »toten Informationsspeicher« zu einem aktiv gelebten Teil der Erinnerungskultur gestaltet werden kann.