Ewige Mythen

Großdruck

von

Filme berichten uns wieder von ‚Heldentaten‘ zu Wasser und zu Lande, und mancher Strauchdieb der Geschichte mutiert unter der Regie der Regisseure zum wahren Edelmenschen. Schon immer war die Freiheit der See, die „demokratische“ Struktur der Piratenbesatzungen ein Stoff, der den Landratten wohlige Schauer über den Rücken laufen ließen.
Die Geschichte der Piraten selbst ist aber alles andere als heroisch. Niemand weiß, wie viele Schiffe spurlos verschwanden, wie viele Besatzungen spurlos verschwanden, wieviele Massaker und Gemetzel stattfanden. Der Tod zur See war furchtbar. Wer im Gefecht getötet wurde, starb meistens unter großen Schmerzen. Eine ärztliche Versorgung der Verwundeten, wenn sie überhaupt stattfinden konnte, war fast immer sehr primitiv. Amputationen mit dem Allroundwerkzeug des Zimmermanns, der Axt oder dem Entermesser nur bei Betäubung mit Rum waren normaler Alltag, und die Verletzungen im Gefecht oft oder immer schwerer Art.
Skorbut, Pocken, Geschlechtskrankheiten, Unterernährung, Malaria und andere Krankheiten waren die täglichen Begleiter in dem oft nur kurzen Leben der Besatzungen.
Spanische Goldgaleeren sorgten für reiche Beute und es entstanden, wie schon im Altertum, ganze Piratenimperien. Auf ihren Stützpunkten in der Karibik, wie Tortuga oder im indischen Ozean, wie auf Madagaskar, hielten die Piraten regelrechte Kongresse ab, bei denen gemeinsame Aktionen beschlossen wurden. „Ehrliche“ Kaufleute, ja sogar Gouverneure der benachbarten Kolonien betätigten sich als Hehler und kauften die Beute auf.
Trotzdem entstand der Mythos von den vergrabenen Schätzen, der sich bis heute gehalten hat und immer wieder Abenteurer auf einsame Inseln führt, wo sie vergeblich nach den sagenhaften Schätzen fahnden.
Von den bekannten Piratenkapitänen wurde lediglich Henry Morgan begnadigt, nachdem er sich zur Bekämpfung seiner früheren Gefährten verpflichtet hatte. Er wurde sogar in dieser Eigenschaft zum Gouverneur von Jamaika ernannt und war eine Ausnahme. Während die Piratenkapitäne in der Anonymität der Geschichte verschwanden, wurden sie von ihren Taten und Untaten, vielfach beschrieben, überlebt.