Existenz und Selbstaffektion in Therapie und Phänomenologie

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Die Psychologie – und in ihrem Gefolge die Psychotherapien – haben sich aus der Philosophie herausgelöst, als diese noch unter dem phänomenologischen Primat der Bewusstseinsobjektivität stand. Heutige Forschungen (Derrida, Lévinas, Henry) in Anschluss an Husserl und Heidegger zeigen nun, dass die bisher unausgesprochenen Voraussetzungen abendländischer Theorie- und Diskursbildung wie Präsenz, Gegebenheit, Identität usw. in Frage gestellt werden müssen.
Das gilt auch für den Begriff der Existenz, der das bezeichnet, was sich als Biografie mit entsprechenden existenzialen Strukturen erhellen lässt. In einem so verstandenen Begriff von Existenz und Biografie wird nämlich nicht bedacht, was „Leben“ im strengen Sinne ist, nämlich Akt und Gehalt des „Lebendig-seins“, das sich in keiner Schau oder Vorstellung vergegenwärtigen lässt. Die philosophische Reflexion muss also wieder Eingang in die Therapie finden, um diese begrifflich zu erweitern, sie von ihren Irrtümern zu befreien und an das Niveau gegenwärtiger Theoriebildung heranzuführen – im Dienste des Patienten.