Fahnenflucht mit der Lokalbahn

Prosa

von ,

In seinen auf leise Art verstörenden, oft aber auch komischen Prosastücken spürt Andreas Grosz die Gegenwart des Befremdlichen und Irrealen in unserer scheinbar fest installierten Welt auf – eine unheimliche Lokalbahnfahrt unter die Oberfläche der Normalität beginnt. Mit wertungslosem Staunen schildern seine Figuren, was ihnen widerfährt.

Einer zettelt versehentlich einen Krieg an, eine Soldatin desertiert mit der Nostalgiebahn, eine Leiche dient als Schatztruhe, ein pensionierter Lehrer schläft in seinem Katheder, ein Dachdecker lernt fliegen, Ludwig XVI. erscheint im 20. Jahrhundert an einem Maskenball – von solchem und Ähnlichem handeln diese Geschichten. Viele spielen in Kindheit und Jugend, und es ist darin von Liebessuche und Liebesenttäuschung die Rede.

Die insgesamt 39 Prosastücke sind vier Stimmen zugeordnet. Jedes kann für sich stehen, ist aber mit den anderen durch inhaltliche oder motivische Bezüge vielfältig verbunden. Allen gemeinsam ist die schlichte Sprache und ‚das Verlorensein in der verwirrenden Gleichzeitigkeit von [.] ›Realität‹ und ›Imagination‹‘. (Bernhard Heinser)