Finisterre

Gedichte

von

Wo die Grenzen des Sagbaren erreicht, das gesicherte Vokabular versagt: da setzen die Gedichte von Christian Lehnert an. Als ‚Nachfahre der Mystik‘ wird er von der Kritik gesehen, ‚mythen-monoman, von theologischen und mystischen Motiven umgetrieben‘. In seinem neuen Band Finisterre, fünf Zyklen vom äußersten Rand des Kontinents und des Menschseins, entwirft Lehnert, indem er Reales mit Imaginärem souverän verknüpft, die Auflösung des Ich in visionären Vorzeit-Bildern. Passio, die Leidensgeschichte des Gekreuzigten – in erschütternder Innigkeit nachvollzogen -, kippt in ein Bild der erneuten Schöpfung: ‚Das ist mein Leib; / er ragt wie ein Vulkan aus dem Urmeer, wächst / wie die Hinterbeine der Kaulquappen, / wie ein Embryo‘. Lehnerts Innenwelt-Bilderfluten entwickeln einen Sog in die Tiefe, der in der Interpretation durch den Autor auf der beigefügten CD auch akustisch zu vernehmen ist.