Flecken Lemförde

Eine 750jährige Gemeinde zwischen Dümmer und Stemweder Berg

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In der Festschrift zur 750-Jahrfeier des Fleckens Lemförde werden von Ludger von Husen und Horst Meyer, unter Mitwirkung von einer Reihe anderer Autoren und Autorinnen, die Geschichte des Flecken von der ersten Erwähnung der Burg Sturenberg im Jahre 1248 bis zur heutigen Ortskernsanierung des Fleckens auf fast 400 Seiten mit über 200 historischen Abbildungen geschildert.
Die Diepholzer Grafen errichteten die Burg Lemförde, in der diese sogar vorübergehend residierten, auf dem Gelände des heutigen Amtshofes Anfang des 14. Jahrhunderts als Vorposten gegen die Gebietsansprüche des Mindener Bischofs. Aufgrund seiner großen strategischen Bedeutung wurde Lemförde wiederholt verwüstet. Ganz besonders schlimm erging es dem Ort im 30jährigen Krieg. Die Burg wurde so vollständig zerstört, daß sie nicht wieder aufgebaut wurde. Lemförde brauchte Jahrhunderte, um sich hiervon zu erholen.
Diese Erholung setzte im 19. Jahrhundert mit dem Aufschwung der Gewerbe ein, woran die inzwischen zugezogenen jüdischen Mitbürger keinen geringen Anteil hatten. Der Bahnanschluß verstärkte diesen Aufschwung nachhaltig.
Die Nationalsozialisten beendeten die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Lemförde abrupt. Einzig bleibendes Zeugnis und Mahnmal ist der jüdische Friedhof, deren Steine Pfarrer Harald Storz zum Reden bringt.
Während die Zerstörungen des 30jährigen Krieges zum Niedergang des Fleckens führten, unterstützten die Flüchtlingsströme nach dem 2. Weltkrieg die erstaunlich positive Nachkriegsentwicklung. So entstanden hier aus kleinsten Anfängen zwei heutige Weltfirmen, die Lemförder Fahrwerktechnik, vormals LMAG, und die Elastogran. Aus Lemförde wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte eine prosperierende Industriegemeinde, für die das Kapitel Landwirtschaft abgeschlossen ist, da kein Vollerwerbsbauer mehr hier lebt.
Neben der Geschichte kommen jedoch die Geschichten in dem Buch nicht zu kurz, so z. B. die Sage vom Raub der französischen Kriegskasse, der Bericht einer Teilnehmerin an dem Lager des Reichsarbeitsdienstes im Amtshof, das Klagelied der ‚kleinen‘ gegen die ‚großen‘ Bürger im ‚Bergstreit‘ um die Nutzung des Waldes auf dem Stemweder Berg, die Geschichte der Nachtwächter und des Feuerlöschwesens. Eine richtige Moritat ist auch dabei: die Überführung – durch Folter – und Hinrichtung eines Lembrucher Ehepaares im 18. Jahrhundert wegen Giftmordes.