Forschungsberichte des Instituts für musikpädagogische Forschung

Eine vergleichende Untersuchung an deutschsprachigen Lehrbüchern zur Gehörbildung aus der Zeit 1889 bis 1985

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In Erfahrungsberichten von Künstlerinnen und Künstlern und in der Lehrpraxis an Musikhochschulen wird die Bildung des Gehörs als zentraler Musikalisierungsprozess herausgestellt. Bei Aufnahmeprüfungen für das Musikstudium entscheiden Fähigkeiten und Fertigkeiten zum musikalischen Hören über Studienchancen. Obwohl sich die Fachdisziplin „Gehörbildung“ seit mehr als hundert Jahren in Büchern präsentiert und in den Musikhochschulcurricula mit erheblichem Stundenanteil etabliert hat, gibt es bis heute in Deutschland keinen erkennbaren Konsens über eine wissenschaftlich fundierte Theorie der Gehörbildung bzw. ihrer Didaktik. Empirisch gesicherte musikpsychologische Grundlagen werden kaum berücksichtigt. Deutschsprachige Bücher zur Gehörbildung präsentieren sich vorrangig als Reporte individueller Lehrpraxis mit verborgenen Theorien. Im Bewusstsein des Defizits einer Theorie der Gehörbildung und mit der Absicht, den Dialog zwischen Musikpsychologie und Gehörbildungspraxis zu initiieren, entstand das Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse dieser ifmpf-Forschungsbericht einschließlich der Tabellen auf CD-ROM präsentiert. Er enthält die Analyse, Darstellung und Charakterisierung einer nationalen Praxis der Gehörbildung (hundert Jahre Gehörbildung in Deutschland), die Entwicklung eines Verfahrens zur statistischen Erfassung und zum Vergleich der Praxisbücher, die Beschreibung und Systematisierung didaktischer Aktionen in der Gehörbildung und die Ermittlung von Ansätzen einer didaktischen Fachdiskussion in deutschsprachigen, angelsächsischen, US-amerikanischen und lateinamerikanischen Traditionen der Gehörbildung.