Frank Eugene – Adam und Eva

Eine Fragmentierung des ersten Menschenpaares

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Um 1900 galt der Deutsch-Amerikaner Frank Eugene (1865-1936) als einer der wichtigsten Vertreter der so genannten Kunstfotografie. Als Gründungsmitglied der bekannten New Yorker Photo-Secession um Alfred Stieglitz beteiligte er sich an zahlreichen bedeutenden Ausstellungen in den USA und Europa. Trotzdem erhielt Eugene vor dem zweiten Weltkrieg selbst in Fachkreisen nicht die Beachtung, die ihm zustand.
Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist die 1910 als Heliogravüre in der Zeitschrift Camera Work erschienene Aufnahme Adam und Eva. Sie besticht insbesondere durch die fragmentarische Erscheinung der nackten Körper in Folge eines gekonnten experimentellen Umgangs mit dem Medium der Fotografie. Mit der Wahl des Torsohaften und einer Loslösung vom spezifischen fotografischen Abbild findet Eugene zu einem abstrahierten Körperbild. Die Reduktion der anthropomorphen Form und die typisierte Abbildung des Menschen regen den Betrachter zu symbolischen Deutungsmöglichkeiten und weiterführenden Vorstellungen an. Bewusst befreit von einer festen Zuschreibung des ikonografischen Themas erscheinen Mann und Frau als universelle Versinnbildlichung menschlicher Dispositionen.
Eugene, als Maler an der Münchner Akademie ausgebildet, schuf mit Adam und Eva ein in seiner Art einzigartiges fotografisches Kunstwerk. Die akademische Malerei des 19. Jahrhunderts, ihre Vorbilder und neuere Erscheinungen der bildenden Kunst, wie beispielsweise die Torsi des Auguste Rodins, klingen ebenfalls an. Zudem verweist Adam und Eva auf die folgenden Entwicklungen in der Fotografie der 1920er und 30er Jahre.