Friedensprojekt Europa?

von

Quo vadis, Europa?

Der stabile Friede in Europa ist gefährdet. Zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wird aus guten Gründen der Friede zu den hauptsächlichen Errungenschaften des europäischen Einigungsprozesses gezählt. Heute stellt sich aber nicht nur die Frage, ob dieser Freide durch Rückentwicklungen auf verstärkten Nationalismus gefährdet sein könnte. Es ist vielmehr auch offen, ob Europa bei einer gelingenden Verstärkung der gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik lediglich zu einer weiteren eigeninteressierten Großmacht auf globaler Ebene werden wird. Muss Europa nicht auch in der Politik gegenüber Staaten, die der europäischen Friedensordnung nicht angehören, den Prinzipien folgen, die sich als so segensreich für Europa erwiesen haben?
Dieses Buch versucht, mit historischen Überlegungen diesen Fragenkomplex aufzuhellen. Es setzt mit grundsätzlichen Gedankengängen zum Verhältnis von Förderalismus und Imperialismus aus der Zeit der Entstehung des Völkerbundes ein, rekonstruiert kaum bekannte Europa-Vorstellungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, erörtert die Rolle der Kolonialpolitik in der Frühzeit des europäischen Einigungsprozesses nach dem Zweiten Weltkrieg und diskutiert aktuelle Fragen, wie die nach einer gemeinsamen europäischen Armee. Daraus entsteht ein Bild der gegenwärtigen Lage, das den Hoffnungen und Idealen Europas ebenso gerecht zu werden versucht, wie den tragischen Konstellationen, zu denen internationale Machtpolitik immer wieder führt.