Friedrich Rückerts Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Schweinfurter Edition

und andere Texte der Jahre 1813-1816. Erster und zweiter Band

von

Mit seiner politischen Lyrik gelang Friedrich Rückert 1814 unter dem Pseudonym Freimund Reimar der erste publizistische Erfolg. Erstmals vollständig, in Gestalt der ersten Werkdrucke und unpublizierter Handschriften präsentiert, gibt diese Sammlung Einblick in einen vielschichtigen Prozess, in dem Rückert seine eigene Rolle und sein politisches Programm erst finden muss. Um als Dichter der ‚Geharnischten Sonette‘ die Wandlung vom petrarkistischen Liebeslyriker zum Verfasser kriegstreiberischer Aufrufe zu vollziehen, nutzt er zunächst noch die antike Mythologie und alttestamentarische Rächergott-Verkündigung. Der satirische Versuch eines Napoleon-Dramas stützt sich auf allegorische Ausdrucksmittel, wie sie die Karikaturen der Zeit einsetzen. Daneben stehen seine volkstümlichen Lieder, die den emotionalen Wechsel von karikaturistisch ausgelebter Schadenfreude über den Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft bis zur verzweifelten Beschwörung der Reichseinheit dokumentieren. Am nachhaltigsten wirkt Rückerts lyrisch propagierte Reichsidee im ‚Kranz der Zeit‘ durch die Wiederbelebung mittelalterlicher Mythen: Seine Gedichte sind es, denen eine mythische Gestalt wie der Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser ihre Popularität im 19. Jahrhundert verdankt.