Früher wäre ich nackt durch den Regen gelaufen

Roman

von

Frankfurt. Vater und Tochter beim Italiener um die Ecke. Leila bestellt Pizza. Johannes nimmt Lasagne. Es schmeckt. Das abendliche Leben ist in Ordnung. Und plötzlich ein Wärmegewitter. Sturzbäche ergießen sich mit einer nicht erwarteten Schnelligkeit. Menschen suchen Schutz. Das Lokal quillt über. Es wird laut. Blicke richten sich gen Himmel. ‚Früher wäre ich nackt durch den Regen gelaufen‘, sagt Johannes, und seine Gedanken überqueren längst vergangene Jahrzehnte:

Sommer, Sonnenschein, mit Felix, seinem jüngeren Lebenspartner, den er abgöttisch liebt. Herbst, Spätherbst, mit Freunden und deren Beziehungsproblemen, diskutierend. Das nächste Jahr beginnt, ein neuer Frühling kommt, beim einen keimen Hoffnungen, andere trifft das Leid. Alle Beteiligten werden mit Veränderungen konfrontiert.
Das Älterwerden in der Großstadt am Main hinterlässt Spuren. Nicht nur bei Johannes, dem Dozenten an der Kunsthochschule. In seinem Umfeld reihen sich Glückserfahrungen an Ent-täuschungen. Jemand verliert die Liebe, ein anderer findet sie unerwartet. Und Felix, Lektor in einem renommierten Verlag, verirrt sich immer tiefer in die Geschichte seines ersten eigenständig lektorierten Manuskriptes. Wahrheit und Fiktion überlappen sich. Ein Geflecht von Intrigen, Hass und Wut breitet sich zwischen den Akteuren aus. Es braut sich etwas zusammen.
‚Ja, früher.‘, wiederholt Johannes, und die Konventionen haben ihn längst erreicht.

In seinem Debütroman erzählt Dietrich Rauch mit lakonischer, zugleich detailreicher Stilistik das Leben einer außergewöhnlichen Familie und deren Freunde, die über Beziehungen, Sehnsüchte und Erwartungen stolpern und in der heutigen Großstadt ihre Identität suchen. Seine Geschichte ist eine Studie über Ängste und Agonie des Alterns, ein Traktat über das Ausgeliefertsein an die Zeit, die vergeht, immer präsent ist und doch niemals fassbar.