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Der grosse Poet und Theatermann Claus Bremer, einer der wichtigsten Initianten der konkreten Poesie, hat im orte Verlag schon mehrere Bücher herausgegeben. Dass wir uns nach seinem Tode weiterhin um sein Werk bemühen, versteht sich von selbst. Aus dem Nachlass liegt nun unter dem Titel «wir sind andere» eine Auswahl vor. Sie zeigt Bremers poetische Potenz und seine Mitmenschlichkeit. Ein Dokument, das ergreift und leise dazu auffordert, aufs Wesentliche zuzugehen. Bremer, während seines Lebens stets auf der Suche nach dem Stern Wahrhaftigkeit, wollte, wie wir meinen, immerfort ein «anderer» werden, «die kulisse der gewohnheit»“ um «hundertachtzig grad»“ drehen. Beeindruckend auch die Spannweite des Dichters: Sie reicht von konkreter Poesie bis zu den mit zittrigen Händen der parkinsonschen Krankheit abgerungenen Bildgedichten, vom Haiku, kurzen Essays bis zu jenen Gedichtkompositionen, von denen Kurt Marti zu Recht schrieb, sie würden poetische Verfahrensweisen von Pound wieder aufnehmen, seien aber abgewandelt «im dienst einer wohl besseren sache»“. Dass diese «bessere sache» aber voller Poesie daherkommt, verblüfft immer von neuem. Hier spricht ein Dichter weit näher bei Hölderlin als bei Brecht. Claus Bremer darf nicht ein Geheimtipp bleiben.