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Gedichte

von

„Auf Schleichwegen / tasten sich die Wörter / an die Gedanken heran“, schreibt Erwin Messmer in einem seiner Gedichte. Damit könnten wir die Lyrik des in Bern lebenden Ostschweizers charakterisieren. Nur, wir möchten Messmers Gedichten kein Etikett verpassen. Als Musiker und Dichter weiss Erwin Messmer einfach, wie sehr die allermeisten Wörter (und Töne) heute abgegriffen, als Klischees daherkommen. Deshalb will er sie blankfegen vom Oberflächenstaub aus Geschwätz und Small Talk. Und das Wunderbare: In seinen besten Gedichten gelingt ihm dies, wie es scheint, mühelos. Die Auffassung freilich, im heutigen Gedicht habe beispielsweise ein Wort wie Hoffnung keinen Platz mehr, gilt für Erwin Messmer nicht. „Doch drüben an der Bar / schnappen Feuerzeuge / glimmt an Zigarettenspitzen / Hoffnung auf“, heisst es im Gedicht „Pizzeria“. Mit andern Worten: Es kommt auf den Zusammenhang an, und Messmer hat längst erkannt, dass auch Mehrdeutiges durchaus poetische Chancen hat. Handkehrum stösst der Leser, die Leserin auf eine unverbrauchte, manchmal gar eigenwillige Bildersprache, die Alltägliches in ein plötzlich unvertrautes, bisweilen unheimliches Licht rückt: „Lautlos im Gelächter / ausbrechende Fahrräder / von Kindern geritten / wenn sie aus dem Schatten / in die Sonne flitzen“. Dies könnte für jeden, der diese ganz eigene Lyrik liest, zum Abenteuer werden — zum Abenteuer, das hilft, die Welt auf einmal ganz anders zu sehen. Nicht nur bedroht, ebenso voller Leben.