Gaddafis Rache

Aus dem Tagebuch einer Geisel

von

Am 15. Juli 2008 wurde Hannibal Gaddafi, Sohn des damaligen libyschen Diktators Muammar Gaddafi, in Genf vorübergehend in Haft genommen. Der Vorwurf: Er und seine Frau hätten ihre Bediensteten misshandelt. Der Gaddafi-Clan sah dadurch seine Familienehre beschmutzt und begann einen unerbittlichen Rachefeldzug gegen die Schweiz, der zwei Jahre dauern und als ‚Libyen-Krise‘ in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Um der Schweizer Regierung Zugeständnisse abzupressen, nahm das libysche Regime zwei Männer in Geiselhaft: den Schweizer Max Göldi, damals 53 Jahre alt, der für die ABB in Libyen tätig war, sowie den schweizerisch-tunesischen Doppelbürger Rachid Hamdani, 67 Jahre alt. Nun erzählt Max Göldi von den schwierigen, nervenraubenden, bizarren und völlig absurden Irrungen und Wirrungen, die seiner Entführung folgten. Er erzählt von immer wieder zerstörten Hoffnungen und grossen Ängsten, davon, wie er sich während seiner Haft den sich ständig verändernden Lebensumständen anpassen musste, vom überleben in libyschen Gefängnissen, von Isolationshaft, Lösegeldforderungen, Willkür und kafkaesken Schauprozessen. Er weiht uns in Fluchtpläne ein, erinnert sich an boshafte Mitmenschen, überforderte Beamte, schillernde Vermittler und standfeste Diplomaten. Und daran, wie es war, als er am 14. Juni 2010 in Begleitung der damaligen Aussenministerin Micheline Calmy-Rey in der Schweiz landete und seine Frau endlich wieder in die Arme schliessen konnte.