Gegen Null

Eine mathematische Phantasie

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Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung tendiert das Ereignis unserer Existenz gegen Null – und doch sind wir da. Lesen zum Beispiel gerade diesen Text oder gehen durch schneeverhüllte Landschaften im Norden Schwedens spazieren. Mit unserem Hund, der die Fährte eines Wildes aufnimmt, während wir versuchen, uns zu orientieren. Wo bin ich? Und das bei Eis und Schnee? – Schlechte Kontexte sind das, um uns zu helfen! Wir brauchen, so scheint es, Anhaltspunkte, um Klarheit zu gewinnen. Fixpunkte der Orientierung. Logische Operatoren. Alice im Spiegelland weiss bestens darüber Bescheid.

Lars Gustafsson, der grosse Erzähler aus dem Norden, legt einen scharfen Blick auf die nicht weniger scharfen Punkte der Logik und verbindet ihre Aussagen zu einer neuen Perspektive auf die menschliche Existenz. Er bedient sich anschaulich der modernen Physik und Mathematik und führt auch für den Laien verständlich deren schwindelerregende Antworten immer wieder zurück auf eine Frage: die nach dem menschlichen Bewusstsein.

Unter der Voraussetzung eines zutiefst kalten Universums schreibt Lars Gustafsson seine höchst unwahrscheinliche menschliche Wärme in die Logik ein: Bis im Spiegel der Betrachtung das menschliche Dasein aufleuchtet. Bis spürbar wird, wie kostbar der Augenblick des Menschseins ist. Bis sichtbar wird, wie unumgänglich das Erzählen in einer Welt ist, die erst mit der Erzählung beginnt. Um sich von der Null zu entfernen, also lebendig zu werden, und somit sterblich zu sein, und sich wieder der Null zu nähern. – „Ahnen Sie, worüber wir sprechen?“