GegenSatz

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Es ist sehr still geworden um Ricarda Huch. Dabei könnte (und sollte) diese große Dichterin und Historikerin heute eine Gestalt sein, an der wir Deutsche, die wir uns fragen, wo wir eigentlich stehen und wie es weitergehen kann mit uns (und mit Deutschland), uns orientieren und aufrichten könnten.
In ihren letzten beiden Lebensjahren – von 1945 bis 1947 – warf die greise Dichterin ihr ganzes Ansehen in die Waagschale und erhob ihre Stimme, um in der größten Katastrophe der deutschen Geschichte ihren Landsleute zu helfen, die Situation richtig zu verstehen, nicht wehleidig in einer Opferrolle zu verharren, sondern die eigene Verstrickung und Schuld anzuerkennen, dabei sich aber auch wieder aufzurichten, den Prozess der Entnazifizierung und Selbstreinigung voranzutreiben und der Zukunft – gestützt auf eine tiefe Einsicht in den Gang der deutschen Geschichte – ins Auge zu schauen.
In diesem Band versammelt sind drei Aufsätze des Publizisten Wolfgang M. Schwiedrzik, der im Jahr 1997 Ricarda Huchs Torso gebliebenes „Gedenkbuch“ für die Männer und Frauen des Widerstands gegen Hitler rekonstruiert und veröffentlicht hat. Die Aufsätze berichten über Ricarda Huchs Jenaer Jahre 1936 bis 1947, handeln von „Reichsidee und Rätegedanke“ bei Ricarda Huch und beleuchten die Situation unmittelbar nach der Niederschlagung des Hitler-Regimes.