Gertrud Kolmar

Poesiealbum 315

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Kolmars Weg verliert sich nicht in das dürre Gestrüpp des Lyrisch-Konventionellen, sondern zieht einsam ihre Straße, wirklich-unwirklich, ausgestattet mit dem Rüstzeug einer ganz ungewöhnlichen Diktion, hinausstrebend in ein geheimnisvolles Reich phantastischer Visionen … Das hervorstechende Kennzeichen dieser Lyrik ist das Barock, eine Sprache von einer geradezu verschwenderischen Fülle absonderlicher Bilder und ornamental-malerischen Zierrats. Die Dichterin schwelgt in Farben, wie sie aus neuer Zeit eigentlich nur Arthur Rimbaud, der französische Symbolist, auf seiner Palette hat: dies Sonnenbraun und Rosenrot, dies Pfauenblau und Orangen, dies Schwarzgrünlich und Silberfarben, dies Apfelsinengelb und Smaragden, dies Kupfern und Graubläulich präsentiert sich als das überreiche, schmückende Beiwerk einer Verssprache, über der sich dann noch die kühnsten, abgelegenen Metaphern wie schwere dunkle Kuppeln wölben …