Gesammelte Werke und Tagebücher

38/II. Abteilung

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Der zweite Band der Tagebücher Kierkegaards umfaßt die Zeit von Dezember 1844 bis Mai 1848. In dieser Zeit verfaßte er zwei große Werke, mit denen sein Wirken als Dichter und als philosophischer Schriftsteller im eigentlichen Sinn seinen Abschluß findet: die „Stadien auf des Lebens Weg“ und die „Abschließende
unwissenschaftliche Nachschrift zu den Philosophischen Brocken“. Dann sehen wir in seinem Lebensgang einen weiteren tiefen Einschnitt: Empört über die Tyrannei, die ein gewissenloses Witzblatt, der „Corsar“, in der dänischen Öffentlichkeit übte, provozierte er einen Angriff dieses Blatts auf sich selbst; er erzielte schließlich den Erfolg, daß das Hetzblatt seine Arbeit einstellen mußte, aber um den Preis, daß er selbst ein halbes Jahr lang schlimmste Anpöbelungen und Diffamierungen zu erdulden hatte, während die Masse der Gebildeten sich duckte, viele mit Schadenfreude (vgl. hierzu die 32. Abteilung der „Gesammelten Werke“). Diese deprimierenden Erlebnisse drängten ihm die Folgerung auf, daß das im ganzen Land „mit den Lippen bekannte“ Christentum nur die Fassade eines weltlichen Egoismus sei und daß vom Christen die Nachfolge Christi im Konflikt mit dieser getarnten Weltlichkeit gefordert werde. Sein Ringen darum, seine
Aufgabe als christlicher Schriftsteller von dieser Einsicht her neu zu verstehen, spiegelt sich wie in der damals beginnenden Reihe umfangreicherer Bände „erbaulicher“ und „christlicher Reden“ so auch in diesen Tagebüchern.