Gesamtausgabe in acht Bänden. Jenaer Ausgabe

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Robinson Crusoe gehört zu den großen und einflussreichen mythologischen Gestalten der Neuzeit, (so zu Recht Ian Watt). Seine Überlebensfähigkeit unter widrigsten Naturbedingungen extra societatem, seine Befähigung zur Aufrechterhaltung kultureller Standards in intellektuellen und moralischen Bereichen unter naturzuständlichen Bedingungen, seine Fähigkeit zu Mitlied und Herrschaft gegenüber Naturvölkern machten den britischen Abenteurer zu einer prägenden Gestalt im Selbstverständnis der europäischen (auch eurozentrischen) Moderne. Nicht zufällig ist daher nach Defoes Inauguration und ausnehmend erfolgreicher Erstveröffentlichung 1719 eine Fülle von Übersetzungen, Adaptationen und Nachdichtung zu verzeichnen; die ältere Forschung spricht von europaweit knapp 200 Publikationen mit Referenzen auf Defoes Robinson. Tatsächlich dürften es weit mehr sein. Zu den bedeutendsten, weil eigenständigsten Adaptationen dieses modernen Mythos gehört zweifellos diejenige Johann Karl Wezels, die 1779/1780 erstmals publiziert wurde. In besonders anschaulicher Weise zeigt dieser Robinson Krusoe Wezels kenntnisreiche Stellung in dieser zentralen politischen Debatte der Spätaufklärung, innerhalb derer seine, naturalistische Ethik und utilitaristische Politik keineswegs allein dasteht. Erst dieser Band und dessen ausnehmend gelungene Kommentierung lassen erkennen, wie dicht das Netz des politischen Diskurses der Spätaufklärung gestrickt war und welch eigenständige Position Johann Karl Wezel darin einnahm.