„Gilt die Taufe der Juden nicht, so erklären auch wir unsere Taufe für ungültig…“

Zur Situation Berliner Christen "jüdischer Herkunft" im Nationalsozialismus

von

Die antisemitische Bewegung war im Deutschland der 1930er und 40er Jahre nicht nur politisch erstarkt, sondern bildete auch mit dem kirchlichen Antijudaismus eine folgenreiche Allianz. In den evangelischen Kirchengemeinden Berlins gab es verschiedene Ansätze, darauf zu reagieren. In einigen Gemeinden waren die nationalsozialistisch geprägten Gruppierungen so stark, dass Christen „jüdischer Herkunft“ von der Abendmahlsgemeinschaft ausgeschlossen wurden. In anderen (zahlenmäßig erheblich weniger) Gemeinden wurde an der Wahrhaftigkeit der Taufe als Begründung zur Kirchenmitgliedschaft aus theologischen und humanistischen Gründen festgehalten. Der Rückblick auf die damals gefällten Grundsatzentscheidungen offenbart zahlreiche Schattierungen von Ablehnung bis hin zur Hilfe für die rassisch verfolgten Gemeindeglieder.

Im Auftrag der Evangelischen Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte hat die Kirchenhistorikerin Katrin Rudolph die facettenreiche Geschichte einiger Gemeinden exemplarisch untersucht und wirbt damit für einen differenzierten Umgang mit vergangener Gemeindepolitik und den damals verantwortlichen Geistlichen. Die Studie trägt insofern Handbuchcharakter, als dass sie mit einem konkreten Kapitel zur weiteren Recherche die heutigen Gemeinden ermuntern möchte, sich in begonnener Weise der eigenen Geschichte zu stellen und der Verfolgten aus den eigenen Reihen zu gedenken.