Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Leben und Werk des letzten Gattopardo

von

Selten schreibt sich ein Autor mit nur einem Roman, wenigen Erzählungen und literaturkritischen Anmerkungen in die Weltliteratur. Dem aus sizilianischem Hochadel stammenden Fürsten von Lampedusa gelang es. Der Ruhm stellte sich allerdings erst nach seinem Tode ein. Zu Lebzeiten war die Literatur kaum mehr als ein Rettungsanker, an dem er Halt suchte und fand. Lesender Müßiggang war für ihn nicht aller Laster, sondern aller literarischer Tugend Anfang. Lektüre wurde zum Lebensersatz. Erst in seinen letzten Jahren wagte er den Sprung zur Selbstverwirklichung als Schriftsteller.
‚Wie ist es möglich, wie ist es möglich, dass ein versteckter Aristokrat, der in der Welt, in der er sich befand, nicht leben konnte, stattdessen mit übermenschlicher Kraft zu träumen wusste?‘, fragt sich der Nobelpreisträger für Literatur Mario Vargas Llosa.
Diese Biographie beantwortet die Frage aus dem Kontext der Lebensumstände, insbesondere im Spiegel der bisher unveröffentlichten Korrespondenz. Sie gewährt nicht zuletzt Einblicke in die Ehe mit der aus Lettland stammenden Psychoanalytikerin Alexandra Baronesse Wolff-Stomersee, die – ähnlich wie Sofja Tolstoja – zur ‚Amme des Talents ihres Mannes‘ wurde.
Der ‚Gattopardo‘ ist wegen seiner Vielseitigkeit und Dank der Verfilmung durch Luchino Visconti nach wie vor ein Bestseller.
Auch in der ‚Sirene ‚ zeigt sich der Erzähler Giuseppe Tomasi als Meister.
Das Allgemeingültige und Zeitlose seines Werkes folgt vor allem aus seiner Auseinandersetzung mit dem ewigen Thema des Wandels: Soll man sich anpassen, oder aufbegehren, sich öffnen oder verschließen, Schicksalsschläge einfach hinnehmen, mit der Zeit gehen, oder sich am Gestrigen festklammern, überleben oder untergehen?
Die berühmte Maxime, dass sich Alles ändern muss, wenn es so bleiben soll, wie es ist, hat viele Facetten. In ihnen spiegelt sich das Leben eines Außenseiters und früher Unzeitgemäßen, der sich heute noch auf der Höhe der Zeit und im Mainstream befindet.

Dr. Jochen Trebesch, geb. 1944, Mitglied des P.E.N, Botschafter a.D., Abitur an der Deutschen Schule in Rom, Studium der Rechtswissenschaften und Geschichte in Bonn, Berlin und an der Georgetown University in Washington D.C., u.a. Verfasser der Reihe ‚Diener zweier Herren‘, Essays über Diplomaten-Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Lebt in Berlin und Rom.