Gleich nebenan

'86 bis '20

von

Paris ist ein Mythos, eine Stadt, die vor Selbstbewusstsein strotzt. Als Rudolf Rach 1986 mit seinem alten Mercedes nach Paris fuhr, um einen Verlag zu kaufen, wettete niemand mehr einen Cent auf ihn. Wie würde er in einer Stadt reüssieren können, die sich für die kulturelle Hauptstadt der Welt hielt? Die Franzosen waren immer noch überzeugt, ihre Vergangenheit garantiere auch die Zukunft, und niemand ahnte, dass die Mauer in Berlin schon Risse zeigte.
Leere Kassen, ungültige Verträge, mangelnde Sprachkenntnisse. Naivität kann eine Voraussetzung sein, um Ungewöhnliches zu schaffen. Und tatsächlich wurde der Verlag zu einem der Wichtigen in der französischsprachigen Welt. Mit einem Programm, in dem europäische Autoren den Ton angaben: Bertolt Brecht, Thomas Bernhard und Botho Strauß. Lars Norén und Jon Fosse, Edward Bond und Harold Pinter. Oder Dario Fo, der italienische Weltverbesserer. Nicht zu vergessen Pina Bausch und Jan Fabre, der flämische Meister. Doch spielt das Theater in „Gleich nebenan“ nicht die Hauptrolle. Vielmehr geht es um Aufbruch und Integration. Wie lebt und arbeitet es sich als (freiwilliger) Emigrant, als Deutscher in der französischen Welt?