Göttlicher Gestank

Gedichte

von

„Orpheus vom Lande“, so bezeichnet Ottó Tolnai sich oft in seinen Gedichten. Mit großem Atem besingt er seine nähere Umgebung, die Vojvodina, die Kargheit ihrer Landschaft, ihre dörflichen Bewohner. Tolnai folgt den Bildern, Worten und Sätzen, über die er stolpert, folgt ihrer Sprach- und Bildlogik, ihren unerwarteten Wendungen, bis die Erinnerungen, Wahrnehmungen und Träume sich absurd und präzise zur feinmaschig verknüpften Welt hin öffnen.
Ein einfacher Besenstiel wird zur glänzenden Achse des Alls, ein verlorener Handschuh zum Geschlechtsteil eines Engels. Alltag und All, Derbheiten und Poesie finden in Ottó Tolnais Sprechgesang leichtfüßig zueinander, um sich als zwei Seiten ein und derselben Medaille zu erweisen.
Zsuzsanna Gahses in Absprache mit dem Autor zusammengestellte Auswahl vereint Kurz- und Langgedichte aus unterschiedlichen Zeiten, die über gemeinsame Motive, Themen und Wörter miteinander korrespondieren und – eindringlich übersetzt – eine eigene Komposition bilden. Abgerundet wird die Sammlung durch ein Nachwort der Übersetzerin.
„Es gilt den Reichtum der Details dieses Werks zu bewundern, das feine, unglaublich komplizierte System der Vernetzungen zu entdecken, sich von diesem Netzwerk an möglichst vielen stellen berühren zu lassen, denn es ist ein Netz, gesponnen aus den einfachsten und derbsten Tatsachen der empirischen Welt und aus den Fäden der geistigen Existenz, mit Hilfe dessen die Leserin, der Leser, wo immer sie oder er es zu entflechten beginnt, in das Zentrum dieser Welt gelangt.“ (Lajos Parti Nagy)