Gotland-Saga

von

Stattlich, vermögend, ein Bootsbauer, der sich auf sein Handwerk versteht. Óskasteinn Eysteinnsson, genannt Osk, könnte der glücklichste Mann auf Gotland sein – läge seine Mutter ihm nicht tagtäglich mit dem Wunsch nach einer standesgemäßen Schwiegertochter in den Ohren.

Hending Brekisdottir hat ganz andere Sorgen. Entgegen ihren Erwartungen konnte ein hübsch anzusehender Norweger ihr Herz in Flammen setzen. Doch insgeheim, ohne dass ihre Eltern davon ahnen, fordert der Händlerssohn Kenntnisse von seiner zukünftigen Frau – über die Hending bei weitem nicht verfügt.

Könnte ausgerechnet der Handwerker, der ein neues Schiff für ihren Vater baut, ihr als Lehrmeister taugen?

»Also, wer fällt dir ein, der hübsch, höflich und von des Hohen Lied erhellt sein könnte – und ungebunden?«
Deigja zieht die Lippen in die Breite wie eine Kröte. »Lass mich überlegen …« Ihr Blick wendet sich nach innen, sie spinnt gut und gern 13 Ellen Garn, ehe sie einen Vorschlag gefunden hat: »Alle sind verheiratet«, sagt meine Freundin und grinst.
Sie grinst? Weshalb grinst sie? Ich lege den Kopf schief.
»Bis auf einen«, meint sie. »Osk.«
»Osk?« Ich starre Deigja an. »Welchen Osk meinst du?«
Deigja legt den Kopf schief. »Du willst mir nicht ernsthaft ein Gockel-und-Bullen-Märchen erzählen? Jeder auf Gotland kennt Óskasteinn Eysteinnsson …« Sie spitzt voller Anerkennung die Lippen. »… zumindest jedes weibliche Wesen zwischen dem fünfzehnten und fünfzigsten Winter …«