Grace on a Tightrope / Gnade auf dem Drahtseil

With the beacon as the light and a clown under cover / Mit Strahlen des Leuchtturms und einem Clown im Versteck

von

Diese dreisprachige Gedichts Sammlung ist mit Abdrucken der Kunst von Gisela Loore-Bitzhöfer illustriert und umfasst ein breites, thematisches Spektrum. Zum einen ist der Fokus auf zwischenmenschlichen Beziehungen, zum anderen auf allgemeinen Aspekten gerichtet, welche die Gesellschaft heutzutage zu prägen scheinen. Chiffriert, aber auch ohne Visier, fließen Erkenntnisse, sogar Bekenntnisse, in Zeilen der Wahrnehmung mit ein, enden jedoch letztendlich nicht verbittert, sondern oft mit einem Schimmer der Hoffnung. Dieser geht mit Feingespür und Witz einher, präsentiert hier und da eine „Punch Line“ oder eine Umkehr in den letzten Versen. Gelegentlich kommen Zeilen – besonders in den expressionistischen Gedichten auf – die apokalyptisch gefärbt sind, was durchaus an den Zeitgeist des Corona Dilemmas und der verbreiteten, globalen Angst erinnert.

Waren die vorangegangenen Gedichte bissig, so sind diese veröffentlichten scharf wie die Zähne eines Hais. Unmissverständlich offenbart die Dichterin die Einseitigkeit einer Zuneigung, zeigt kompromisslos in der organischen Dichtkunst der Avantgarde die emotionale Kälte der Mitmenschen, deren Vorurteile und Diskriminierungen, sogar in christlichen Kreisen – wo so etwas eigentlich nicht hingehört. Dennoch sind die gesammelten Gedichte nie ganz ohne Humor. Sie zeigen den „comic relief“, beispielweise präsentiert in Form einer „Maus im Elysium“ mit der Moral, dass Hochmut vor dem Fall kommt.

Zur Überraschung taucht erstmalig in den deutschen Gedichten ein Avatar auf, mit hoher Sensibilität ausgestattet, ein Pilger auf ewiger Wanderschaft. Ist er lediglich aus der Fantasie oder Imagination entstanden? Jedenfalls verleiht der Wanderer diesem Werk der manchmal fixierten und provokativen Thematik von Ursula Howard eine neue Kehrtwende. Wie dem auch sei, „Grace on a Tightrope with the Light of the Beacon – a Clown under Cover“ ist ein „Must-read“, eindrucksvoll und malerisch unterstützt von Gisela Loore-Bitzhöfer, einer verstorbenen Batik- und Aquarell Künstlerin. Sie hat für ihre „gemalte Poesie“ Rang und Namen nicht nur in ihrer Heimatstadt noch heute. Ihr ist dieser Gedichtband gewidmet.

Möge die Stimme Ursula Howards in diesem Gedichtband die beabsichtigte Wirkung haben, für den sie im Alter bereit ist „blood, sweat and tears“ zu investieren – um mit Churchill zu sprechen. Sie selbst vermutet, dass des Menschen Charakter im Widerstand liegt. Hat sie das nicht in ihren vorangegangenen Gedichtbänden und besonders in den Werken der letzten Jahren bewiesen?