Granatapfelrot

von

Sein ganzes junges Leben lang hat David sich für seine Schwester Jakobine verantwortlich gefühlt. Er hat sie geliebt, beschützt, gepflegt. Jakobine hatte an der Glasknochenkrankheit gelitten, außerdem an einer Frühform von Alzheimerdemenz. Auch Joshua, ihren amerikanischen Freund, hat David mit der Zeit ins Herz geschlossen. Jetzt ist die Schwester tot. Ausgerechnet bei der Beerdigung passiert es: ein misslungener Versuch eines Kusses, eine plötzliche Intimität zwischen David und Joshua. Zu dem trauernden Freund seiner Schwester entwickelt David verbotene Gefühle. Damit nicht genug, wird er von Joshua auch noch zu einer Bike-Tour durch die Dolomiten überredet. Er willigt ein, ohne über die Konsequenzen seiner Leidenschaft nachzudenken.
Denn die Leidenschaft ist wie ein Granatapfel, sie wächst und gedeiht bei Licht und Wärme, und wenn sie reif ist, öffnet sie sich und bietet verschwenderisch ihre süßen roten Kerne an. Glücklich kann sein, wer davon kosten darf.

Ines Schmidt kartographiert das Innenleben zweier Männer und greift tief in deren Denkvermögen, das durch Moral und Trieb hin und her gerissen wird. Ihr Debütroman, der nun als Taschenbuch erscheint, ist gleichzeitig ein Plädoyer für die Jugend, die auf der Suche nach ihrer Identität auch tiefgreifende Erfahrungen mit Sexualität und Tod machen. Die Jugend, die die Liebe für das einzig Wahre, Gute, Schöne hält. Die Jugend, die dafür verantwortlich ist, alles zu hinterfragen, erst recht alles auszuprobieren. Alles, bevor die Weisheit im Alter nach Kompromissen verlangt.