GRIMM Vol. 1 Buch 1

a toxic eye-candy

von , , , , , , ,

„Das Ding sieht beeindruckend aus“
Jungle World

Länger als ein halbes Jahr ist es her, dass Chefredakteur Lars Brinkmann verkündete, sein neues Magazin GRIMM würde gültig sein, bis nach dem Atomkrieg. Nicht immer möchten wir es ganz genau wissen, ob dieser Mann nun Recht behält, mit seinen Prophezeiungen, aus denen immer auch Schatten zu kriechen scheinen, die niemals unbefleckt sind. Die Beiträge, die er für GRIMM ausgewählt hat, sollen sich festsetzen, wie Dornen mit Widerhaken,Wunden reißen, ins sorgfältig zurechtgestutzte Bewusstsein
– Wunden, die eitern werden, bevor sie zu Narben verhärten dürfen. Brinkmann ist gewiss kein Schönfärber.

GRIMM Vol. 1 Buch 1 ist in einem atemberaubenden Kontrast zu seinem dunklen, munkelnden, ja grimmigen Gehalte, ganz wirklich und wahrhaftig wunderschön geworden. So wunderschön liegt GRIMM uns nun vor, dass wir es beinahe nur mit Handschuhen berühren wollen, diesem dicken, aufwändig geprägten Werke ja keinen Knick, keinen Kratzer, keinen Fettfleck und nicht den salzigen Schweiß unserer Hände anzutun, um uns daran, ungetrübt, auf Lebzeit zu ergötzen.

An den Handel werden die Exemplare eingeschweißt ausgeliefert, mit einem Aufkleber, draußen auf dem Plastikschutz, auf dem erbarmungslos der Countdown für das auf nur 1500 Exemplare limitierte Vol.1 Buch 1 runtergezählt wird.

GRIMM vergewissert, dass das so genannte Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit natürlich absoluter Humbug ist. Selbstverständlich ist dieser Aufruhr gegen die Zukunft der Kommunikation, die sogenannte, die sich allerorts so breit macht und Talent und Kreativität absaugt, mehr als nur ein spontanes Jauchzen, das uns jetzt entfuhr. Selbstverständlich steht ein Plan hinter dieser Revolte, eine Liebeserklärung ans Papier, an dessen Hypermedialität – äh, ja, ganz recht.

GRIMM ist mit seinem fantastischen Druck auf vier ausgewählte Papiersorten ein äußerst eindrucksvoller Beleg dafür, dass Papier viel mehr als nur ein Träger von Informationen, von Text und Illustrationen, ist. Es wird deutlich, wie stark eben diese bestimmten Papiersorten in ihrer visuellen und haptischen Beschaffenheit die Wirkung der Inhalte mitbestimmen, mit diesen Inhalten sozusagen in einen intensiven
Dialog treten, der beeindruckend neue Essenzen sowohl aus dem Inhalt als auch aus dem Medium schürft.

„Graphic Novel Meets Zeitschrift. Wer ein Magazin sucht, deren Macher sich noch nicht haben desillusionieren lassen, das also noch nicht leer geschossen ist, sondern mit jedem Umblättern den eigenen Apparat gewaltig mit Munition für den trostlosen Alltag füllt, der muss sich mit dieser neuen Publikation aus (.)von vorne bis hinten gut bedient fühlen.“ Wolfgang Frömberg in INTRO

Inhalt: 160 Seiten Toxic Eye-Candy. Aufregend, sinnlich und etwas gefährlich. Bunte Bilder, schwarze Bilder und blutige Bilder – u.a. von: Maurizio Cattelan, Wolfgang Sangmeister, Heiko Müller, Alfred Jansen, KD Matheson, Achim Kröpsch – zum Teil in Tateinheit mit polemischen Texten, gemeinen Texten und gelehrten Texten über: Die einsamsten Bakterien der Welt, Mitternachtssnacks in Shanghai, Särge in Ghana, die SS & das Buch, War Bonds & das Buch, War Bonds & Micronations, J.G.Ballard, Agnetha Fältskog, Boyd Rice,Silvester Anfang und anderes Ungemach.