Gröden, der Grödner und seine Sprache

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„Der Grödner ist von Natur aus ein gutmüthiger, arbeitsamer, sparsamer Mensch. Man kann ihm Talent nicht absprechen, aber sein Haupthang ist zum Handel und Mechanik, in welchen zwei Dingen er Außerordentliches leistet. Die Erziehung wird freilich nur gewöhnlich den Schulen überlassen, aber sein Benehmen ist wegen öftern Umgang mit Personen, welche im Auslande eine gewisse Anständigkeit und Bildung genossen haben, doch immer höflich und angenehmer, als man es gewöhnlich bei Bergbewohnern findet.“

So charakterisiert der „einheimische“, anonym bleibende, Autor in dem 1864 erschienenen Buch seine Landsleute, denen und deren Tal er einige köstliche Seiten widmet. Den Hauptteil des Buches stellen aber eine Grammatik und ein Wörterbuch auf Grödnerisch, Italienisch und Deutsch dar. Keinen „wissenschäftlichen Traktat“ wolle er liefern, schreibt der Autor, wohl aber dieses „erfinderische Bergvölklein“ vorstellen, „damit ein wißbegieriger Tourist sich nicht von einer geschwätzigen Kellnerin anplauschen lasse, und unrichtige Sachen in seinem Tagebuch aufnehme“.

Die Reprintausgabe erscheint zu einem besonderen Anlass. Vor einiger Zeit hat man „2.000 Jahre Ladinien“ gefeiert, 1999 sind die „1.000 Jahre Gröden“ dran, und noch immer gibt es für die Einheimischen und Auswärtigen kein übersichtliches Werk über die Sprache der Grödner. Dieses Buch erklärt die Muttersprache der Grödner so, wie sie ihre Vorfahren seit alters her gesprochen haben.