Gulliver bei Voltaire

Eine Ballade

von

1737, Jonathan Swift, am Ende seiner Karriere als Redenschreiber, Staatsschriftsteller und Satiriker in der irischen Heimat gestrandet, phantasiert auf seinem Krankenbett vor sich hin. Seine alten Fragen treiben ihn um: die Welt als Wechselbalg von Möglichkeiten; der Mensch als ungerechtes Wesen.
Irland, seiner grünen Insel, ausgesogen von den Engländern, geht es schlecht. So schickt Swift seine Hirn-Figur, den Lemuel Gulliver, auf eine fünfte Reise, um sich bei seinem alten Freund Voltaire Antworten auf diese Fragen einzuholen.
Voltaire nimmt Lemuel unter die Fittiche – denn schließlich kennt er Swift persönlich seit seinen Exiljahren in England –, um aus dem armen Gulliver und britischen Untertan einen rechten Encyclopädisten zu machen. Nur passen seine Erklärungen zur Weltlage besser zu einem Dandy in Perücke als zum 21. Jahrhundert, das sich außerhalb der Gartenmauer ausbreitet. Die Gespräche Voltaires mit Gulliver erhalten ihre Würze aus dieser Diskrepanz.