Gullivers fünfte Reise und die Tyrannei

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Horrorvision von einer Alten-Gesellschaft
„Vielleicht sollte das Publikum dem Mainzer Sender dankbar sein, nicht die viel radikalere Geschichte des Nuklearmediziners und Autors Gynter Mödder als Vorlage für seine Aufklärung per Thriller genommen zu haben. In Mödders Roman „Gullivers fünfte Reise“ endet der Generationenkonflikt im Bürgerkrieg.“
Marianne Quoirin im Kölner Stadt-Anzeiger zum ZDF-Dreiteiler „2030 – Der Aufstand der Alten“

Bei Christiansen und Co. wird über die Rente mit 67 diskutiert, Gesundheits- und Pflegesystem stehen vor dem Kollaps, uns drohen langfristig gravierender Arbeitskräftemangel und Know how-Verlust. Jeder Erwerbstätige wird schon bald mit seiner Arbeitskraft einen Rentner finanzieren müssen. Noch wird anhand von nüchternen Hochrechnungen der demographische Wandel beschrieben. Kaum jemand aber wagt sich vorzustellen, welche mögliche Realität hinter diesen nackten Daten stehen könnte. Gynter Mödder wagt einen Blick in eine bedrohliche Zukunft.

Durch Zufall wird der Schiffsarzt Gulliver erneut auf die Insel Balnibarbi verschlagen, mit einem bizarren Zeitsprung in die Gegenwart. Hier erlebt er den sich zuspitzenden Konflikt der Generationen. Noch haben die Hundager (Alte über 100) die Übermacht („Die Wilden Toten“), und erst allmählich beginnen die wenigen Jungen („Idiötchen“) mit der Gegenwehr. Der Bürgerkrieg Jung gegen Alt ist unausweichlich…

Eingebettet ist diese fatale gesellschaftliche Entwicklung in das Bestreben Gullivers, eine akademische Karriere zu versuchen. Dabei lernt er die Liebe sowie die wahrhaft chaotische Chaosforschung kennen. Im Mittelpunkt der Wissenschaft steht indes der Flatus (als Metapher für die aufgeblasene Gesellschaft). Im Institut für Praktische Flatologie wird er vom Urknall bis zu olfaktorischen Analysen erforscht. Skurrile Ideologien und Kongresse, Machtkampf geltungssüchtiger Ordinaerien, Fort-schritte in der Medizinischen Fuckultät und Ränkespiele der Politik, Behördenwillkür:das alte Narrenschiff wie eh und oje auf Schlingerkurs.

„Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift besteht aus vier Teilen, von denen meist nur die ersten beiden – als Kinderversion – bekannt sind: Gulliver bei den Lilliputanern und den Riesen. Der dritte Teil ist nahezu unbekannt, aber der Höhepunkt Swift’scher Satire. Die Neue Wissenschaft, die Akademie der Projektemacher, Helden der Historie, Politik und die unsterblichen Struldbruggs werden in ihrer Absurdität vorgeführt. Rund 300 Jahre später hat sich erstaunlich wenig geändert. Hier knüpft als Fortsetzung Gynter Mödders satirischer Roman „Gullivers fünfte Reise und die Tyrannei der Alten“ an.